COLOUR ART
von Heiner Lammers
Farbe ist eine individuelle Wahrnehmung, die durch Licht hervorgerufen wird. Der Farbrahmen wird subjektiv durch die Beschaffenheit des Auges, Empfindlichkeiten der Rezeptoren und andere optische Wahrnehmungen wie zum Beispiel Struktur, Glanz und Rauheit etc. gesehen.
Seine Freude an Farben steht für Heiner Lammers im Fokus seiner abstrakten Malerei. Die Farbe ist die Antriebsfeder für sein abstraktes Malen - sie ist für ihn Motivation, Motiv und Medium in Personalunion. Bei der Darstellung des Facettenreichtums der Farben gewährt er ihnen die volle Entfaltungsmöglichkeit, ohne dabei von irgendwelchen Zwängen eingeschnürt zu sein.
Die universelle Neutralität der informellen Malerei kommt ihm sehr entgegen. Er schätzt das kulturkreisunabhängige an dieser Malweise weil sie allen Betrachtern überall die Bilder nach eigenem Gusto betrachten lässt.
Durch die von ihm angewandten Techniken entstehen nicht für möglich gehaltene Farbmischungen in Kombination mit den überraschendsten Strukturen. Die Vielfalt der Möglichkeiten erzielt Ergebnisse, die von bunt und wild bis zu monochrom und beruhigend reichen.
Aber dennoch sucht er auch nach anderen Möglichkeiten des Malens und ist dabei offen für alles. Diese ständige Suche nach Neuem sowie seine künstlerische Variabilität verhindern, dass sein Kunstschaffen zur Routinearbeit degradiert wird. Die Faszination dieses Arbeitens mit dem Unbekannten ist sein ständiger Begleiter und führt ihn zu immer neuen Wegen.
Nach seinem abstrakten künstlerischen Tun befragt antwortet er: "Ich male Farbe."
Als Malgrund dienen ihm zumeist Leinwände, aber auch alle anderen zum Bemalen geeigneten Materialien sollen ihre Chance haben. Besonderen Gefallen findet bei ihm die Idee, Wellpappe oder andere zum Recyceln vorgesehenen Abfallprodukte zu bemalen. Schon seit Jahrzehnten hat Lammers ein Faible für Recycelbares.
In seiner abstrakten, von Farben dominierten Malerei gibt er auch gerne dem Zufall eine Rolle. Dabei bevorzugt er eine Vorgehensweise, bei der er sich in der Rolle des Assistenten, des Impulsgebers und letztlich auch des Regisseurs des Zufalls sieht. Seine Bilder sollen dem Betrachter Emotionen jeglicher Art entlocken.
Will er durch seine Malerei ein Anliegen äußern setzt er den Bildern Titel vornan, die er dem Betrachter als Hinweis auf eine Aussage und/oder als Diskussionsbasis anbietet. Er glaubt, dass Andeutungen und leise Ausgesprochenes eine höhere Intensität erzeugen als schrill Vorgetragenes. Er lässt dem Betrachter die Möglichkeit die Bilder nach eigenen Prioritäten anzuschauen und lässt ihm Entscheidungsraum, den Titel zu ignorieren und die Bilder entweder emotional, oder rational, oder unter ästhetischen Gesichtspunkten oder sonst wie zu betrachten.
Beim gegenständlichen Malen fühlte Heiner Lammers mehr und mehr, dass ihm diese Malerei nicht lebhaft und emotional genug war.
Das änderte sich, nachdem er begann abstrakt zu malen. Seit dem ersten Bild brannte er fast täglich darauf, beim Malen wieder Neues zu erleben. Seine Malerei ist seitdem mit Spannung gefüllt und lässt ihn nicht mehr los.
Die Auffassung der Maler des Informellen setzt für ihn wesentliche Impulse.
Auch der Gedanke, bei seiner Arbeit, dem Zufall eine Rolle zukommen zu lassen, hat ihn vom Start an fasziniert und unterstützt diese emotionale Vorgehensweise.
Den Malern des Informellen war der Prozess des Malens von allergrößter Bedeutung. Die Entwicklung eines Bildes genießt Heiner Lammers wie diese auch in jeder Phase, am wichtigsten ist ihm allerdings das beendete Bild. Der Ausdruck "fertiges Bild" wird von ihm jedoch stets vermieden, denn es sollen immer noch Rätsel (hätte der Maler noch weiterarbeiten sollen, müssen, können usw.) oder Geheimnisse verbleiben. Dieser Zustand des beendeten Bildes mit seinen Farben, Strukturen und seinen kompositorischen Gestaltungen soll den Betrachter in eine eigene Welt eintauchen lassen.